Der Begriff des Politischen (Carl Schmitt)

Der Begriff des Politischen ist eine Abhandlung des deutschen Rechtswissenschaftlers und politische Philosophen Carl Schmitt. Er veröffentlichte sie 1932 erstmals als Einzelpublikation zusammen mit einem Vortrag über das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen. Nach der Machtergreifung 1933 erfolgte eine dem Zeitgeist angepasste Neuauflage. 1963 veröffentlichte Schmitt die Ausgabe von 1932 neu, mit einem Vorwort und drei Corollarien.[1]

Schmitt arbeitet die Differenz der Kategorie des Politischen im Vergleich mit dem verbreiteten mehrdeutigen und unscharfen Politikbegriff heraus. Die wesentliche Eigenschaft des Politischen sieht er in der antagonistischen Perspektive von Akteuren in ihrem zwischenstaatlichen oder innerstaatlichen öffentlichen Verhältnis. Dieses Verhältnis ist durch die Intensität der Dichotomie von Freundschaft und Feindschaft bestimmt. "Politisch" ist demnach das Denken und Handeln, wenn es unter dem Gesichtspunkt betrachtet oder geleitet wird, ob es das eigene oder ein seinsmäßig fremdes Denken und Handeln ist. Das Fremde wird dabei als Gefährdung der eigenen Identität und Existenz wahrgenommen.[2][3] Die höchste Intensität des Spannungszustandes ist an der Bereitschaft sichtbar, einen Kombattanten eines feindlichen Landes zu töten, nur weil er Gegner ist.

Im Vortrag über das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen arbeitet Schmitt die geistesgeschichtliche Grundlage seines Politikverständnisses heraus.

In den Corollarien von 1963 werden zentrale Begriffe wie Neutralität, Krieg, Feindschaft und zugehörige Aspekte des Völkerrechts erörtert. Im selben Jahr aktualisierte Schmitt sein Verständnis des Politischen in der Theorie des Partisanen.

Die Auffassungen Schmitts sind umstritten; die Abhandlung wird jedoch als erster grundlegender Versuch einer Bestimmung des Politischen im deutschsprachigen Raum betrachtet. Kaum ein anderes rechtswissenschaftliches Werk des 20. Jahrhunderts hat im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus einen vergleichbaren Einfluss erlangt.[4][5] Keine andere Schrift von Schmitts Gesamtwerk hat laut Paul Noack so sehr polarisiert wie Der Begriff des Politischen.[6] Die Reaktionen auf dieses Werk reichen bis zur Gegenwart weltweit von begeisterter Zustimmung bis zu entschiedener Ablehnung als Ausdruck antiliberalen und autoritären Denkens.

  1. Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen. In: Der Begriff des Politischen, Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte. Heft 10. Duncker und Humblot, München / Leipzig 1932 (archive.org [abgerufen am 3. April 2023] Wiederaufgelegt: Der Begriff des Politischen, Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1933; Eine weitere Neuauflage erschien 1938.).
  2. Herfried Münkler, Marcus Llanque: Politische Theorie und Ideengeschichte: Lehr- und Textbuch. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2014, ISBN 978-3-05-007253-1 (google.com [abgerufen am 3. April 2023]).
  3. Rüdiger Voigt: Freund-Feind-Denken: Carl Schmitts Kategorie des Politischen. Steiner, 2011, ISBN 978-3-515-09877-9 (google.com [abgerufen am 3. April 2023]).
  4. Rüdiger Voigt: Denken in Widersprüchen: Carl Schmitt wider den Zeitgeist. Nomos Verlag, 2021, ISBN 978-3-7489-2303-9 (google.com [abgerufen am 3. April 2023]).
  5. Reinhard Mehring: Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen: Ein kooperativer Kommentar. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2014, ISBN 978-3-05-008035-2 (google.com [abgerufen am 3. April 2023]).
  6. Noack, Paul: Carl Schmitt. Eine Biographie, Berlin 1996, S. 114.

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